Innehalten & sich neu ausrichten

Wann hast Du Dir zum letzten Mal bewusst Zeit genommen, dein Tun bewusst zu unterbrechen und für einen Moment innegehalten?

Vielleicht ist das schon länger her. Das ist auch nicht überraschend. Denn unser Alltag ist geprägt von vielen kleinen Routinen und Automatismen. Morgens nach dem Aufstehen zuerst aufs Handy schauen, unter die Dusche springen, Zähne putzen, einen Cappuccino aus der Kaffee-Maschine lassen, Porridge vorbereiten und so weiter und so fort. Unser Gehirn ist ein Meister darin, die Dinge, die wir oft tun zu automatisieren. Wir müssen gar nicht mehr darüber nachdenken und schon sitzen wir im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Eine geniale Erfindung der Natur. Denn so spart unser Gehirn Energie und wir viel Zeit. Wir müssen nicht jedes Mal neu überlegen oder sogar lernen, wie wir etwas tun. Alles in allem also eine prima Sache, oder?

Ein klares Jein! Wir sparen uns so zwar viel Energie und sicher auch Zeit, denn wie anstrengend wäre unser Alltag, müssten wir uns all diese Dinge jeden Tag wieder neu erschließen und neu lernen. Das eigene Verhalten nachhaltig zu ändern, wird durch diesen Mechanismus ungleich schwerer.

UNSER GEHIRN – EIN MEISTER DER EFFIZIENZ

Wir alle tun Dinge gerne effizient und unser Gehirn hilft und dabei, indem es Dinge vom Bewusstsein ins Unterbewusstsein sozusagen platzsparend auslagert. Autofahren ist im Übrigen auch ein gutes Beispiel dafür – Du erinnerst Dich sicher noch an Deine erste Fahrstunde und wie neu und komplex alles war. Heute musst Du nicht mehr darüber nachdenken, wie du schaltest oder wie du das Lenkrad einschlägst, um abzubiegen.

So fahren wir unserem Alltag meist im Autopiloten. Ein eher unbewusster Lenker des Alltagsgeschehens. Er lässt uns wenig Raum für Selbstwahrnehmung, -reflexion, bewusstes Handeln oder Veränderung. Da wir aus unseren Automatismen heraus handeln, erzeugen wir auch immer die gleichen Ergebnisse. Das Gegenteil von Veränderung also.

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Albert Einstein

Wir müssen auch sicher nicht gleich alles an uns verändern, wieso auch, wenn wir damit zufrieden sind. Dieser Autopilot kann eine echte Unterstützung sein, wenn er uns auch da hinbringt, wo wir hinwollen. Ohne ihn würden wir auch gar nicht wirklich funktionieren. Gleichsam hat jeder von uns auch beschränkende Handlungs- und Denkweisen, die er gewohnheitsmäßig abspult. Der eine redet sich gerne in Rage, der andere zieht sich vielleicht gekränkt zurück bei Kleinigkeiten und ein wieder anderer schafft es vielleicht nicht wirklich, den Tag zu strukturieren und lässt sich schnell ablenken.

Die wichtigsten Botschaften schon einmal vorweg:

  • Wir alle können den Autopiloten zu jeder Zeit verlassen.
  • Mit etwas Geduld und Beharrlichkeit können wir den Autopiloten neu programmieren und uns neue Gewohnheiten aneignen.

SCHRITT 1:  ERKENNEN, DASS DU IM AUTOPILOTEN BIST

Wenn Du jetzt gerade beim Lesen realisierst, dass Du Deinen Alltag zu 95% der Zeit im Autopiloten fährst, dann ist das wunderbar. Du hast den ersten Schritt zur Veränderung gerade nebenbei getan. Denn der Moment, indem wir realisieren, dass wir aus der Unbewusstheit heraus handeln, sind wir gerade bewusst. Wir dürfen also lernen uns immer wieder auf frischer Tat zu ertappen. Du machst Dir Deinen gegenwärtigen Zustand bewusst. Du beobachtest mehr, wie du handelst und fühlst in Dich hinein, welche Empfindungen und Gefühle gerade vorherrschend sind.

SCHRITT 2:  BEWUSST INNEHALTEN & KURZ PAUSIEREN

Wie bauen wir uns nun aber die Brücke ins bewusste Handeln?

Das machen wir, indem wir innehalten und unsere Aufmerksamkeit und unseren Fokus bewusst auf etwas anderes lenken als das, was wir gerade tun. Wir legen eine kleine gedankliche Pause ein uns sortieren uns neu. Wir führen uns somit aus unserer Gedankenversunkenheit heraus. Wir schalten um vom Tunnel- zum Weitblickmodus. Mit einem weiten Blick erweitern sich unsere Handlungsoptionen.

SCHRITT 3:  BEWUSST NEUE ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN

Anschließen können wir uns neu entscheiden und anstatt aus der Routine zu handeln, gehen wir einen anderen Weg.  Das automatische ablaufende Programm ist damit durchbrochen. In der Realität ist dies nicht immer ganz einfach, denn was es dafür braucht, ist ein gewisses Maß an Willenskraft. Routinen haben Sogwirkung wie wir alle wissen. 

Das Gehirn lernt so nach und nach neue Möglichkeiten, wie es reagieren kann. Neue Routinen bilden sich heraus uns verfestigen sich. Wir können dabei klein anfangen und uns Ziele setzen, die in Reichweite sind. Aus vielen kleinen Veränderungen werden dann immer größere Veränderungen. Der Weg schiebt sich beim Gehen unter unsere Füße. Übt man regelmäßig wird es leichter und leichter, da auch diese neuen Verhaltensweisen dann vom Bewusstsein ins Unterbewusstsein verschoben werden. 

Welche Möglichkeiten hast du, um bewusst innezuhalten:

  • Verändere Deine Sitzposition oder stehe auf. Spüre bewusst alle Körperteile, die den Boden oder die Sitzfläche berühren.
  • Verlasse den Ort, an dem Du Dich gerade befindest und gehe ein paar Schritte.
  • Lass den Blick für eine Weile durch Deine Umgebung schweifen. Nimm wahr, was dort alles zu finden ist ohne etwas zu starr zu fokussieren. 
  • Lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst auf Deine Atmung. Atme voll und gleichmäßig in den Bauch ein und wieder aus.  
  • Nimm wahr, wie Du Dich gerade fühlst, ohne es zu bewerten. 

„In der Stille erfährst du das Leben und die Liebe.“  

Laotse

VORTEILE, WENN WIR REGELMÄSSIG INNEHALTEN UND DEN AUTOPILOTEN VERLASSEN.

  • Bessere Selbstwahrnehmung: Schulung des inneren Beobachters; Gedanken und Gefühle werden achtsamer wahrgenommen; Zugewinn an innerer Klarheit und mehr Selbsterkenntnis, Abstand zu aktuell herausfordernden Situationen
  • Mehr Unabhängigkeit: Gewohnheitsmäßige Gedanken- und Verhaltensmuster aufbrechen; bewusstere Entscheidungen und Reaktionen auf Reize im Außen; Kontrolle loslassen und erfahren, dass Pausen langfristig mehr Entspannung bringen und Stress reduzieren.
  • Mehr Energie und bessere Ausrichtung auf Deine Ziele: Aufladen Deiner Batterien, mehr Motivation für Deine Ziele und Deinen Alltag, mehr Zufriedenheit mit Dir selbst. 

COACHING-FRAGEN: 

  • In welchen Situationen handelst oder denkst Du automatisch? 
  • Beschreibe, wie Du gerne alternativ handeln oder denken würdest?
  • Was könntest Du als nächstes Tun, um eine neue Routine zu entwickeln?

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